Wie entsteht ein Comic?
Story – Am Anfang steht die Geschichte
Was bei einem Roman die Ausformulierung des Plots wäre, ist bei einem Comic die Skripterstellung. Sie beinhaltet oft eine Beschreibung der jeweiligen Aktionen, in jedem Fall aber die Dialogerstellung und ggf. grobe Aufteilung auf die jeweilige Seite.
Da ein Comic seine Geschichte jedoch nicht nur über die Dialoge bzw. den Text im Allgemeinen erzählt, sondern auch und stellenweise sogar ausschließlich über die Zeichnungen, kommt bei einem Comic auch noch der zeichnerische Teil hinzu. Doch dem widmen wir uns später.
Zunächst wird der Plot erstellt, bei dem die Geschichte des Comics grob erzählt und Handlungsstränge skizziert werden. Vielleicht wird sogar schon eine grobe Kapiteleinteilung vorgenommen. Fast zeitgleich, spätestens aber nach Erstellen des Plots, findet die Charakterentwicklung statt. Wie sollen die Figuren aussehen und welche Charaktereigenschaften haben sie? Autor und Zeichner müssen also schon relativ früh eng zusammenarbeiten, sofern sie nicht ein und dieselbe Person sind.
Anschließend wird das Skript ausgearbeitet. Hier muss der Autor darauf achten, dass die Dialoge nicht zu lang werden, da der Text in die Sprechblasen passen muss, die wiederum für ein ideales Lesevergnügen nicht allzu überladen sein dürfen. Auch das Paneling wird in diesem Schritt meist schon grob skizziert.
Illustrationen – das Herzstück des Comics
Die Charakterentwicklung ist die erste grafische Aktion. Meist kann die jedoch erst erfolgen, wenn der Plot steht, denn erst dann fängt man an, Figuren zu charakterisieren und ihnen ein Aussehen zu geben. Haben sie bspw. bestimmte Charaktereigenschaften und soll man ihnen diese ansehen? Welche Frisuren haben sie und inwiefern wird auch darüber ein Teil des Charakters vermittelt?
All dieser Fragen stellt man sich meist bei der visuellen Ausarbeitung der Charaktere.
Idealerweise findet zeitgleich mit der Ausarbeitung des Skripts, oder im Anschluss, die Storyboardentwicklung statt. Hierbei wird das Skript in eine Art visuelles Drehbuch verwandelt. Der Comic wird das erste Mal grob skizziert; die Panels werden festgelegt und die Sprechblasen sowie Soundwords grob gesetzt.
Auch hier müssen Autor und Zeichner wieder eng zusammenarbeiten, denn hier zeigt sich, wie gut sich das Skript in ein Storyboard umwandeln lässt und wo man Dinge ggf. ändern muss.
Sobald das Storyboard steht, macht sich der Zeichner an die eigentliche Skizzierung der Handlung. Hier arbeitet jeder Zeichner anders. Einige arbeiten mit sehr detaillierten Skizzen, die sie für die Outline dann nur noch umranden müssen, andere arbeiten mit sehr groben Skizzen und arbeiten erst die Outline fertig aus.
Ist all dies fertig, macht sich der Illustrator an die Outlines, also die Ausarbeitung und Reinzeichnung der Skizzen. Diese sind eigentlich immer schwarz-weiß.
Spätestens an dieser Stelle muss entschieden werden, ob der Comic (wie bspw. Manga) schwarz-weiß bleiben, oder farbig werden soll, denn dann kommen entweder Schattierungen dazu und ggf. Rasterfolien zum Einsatz, oder man entscheidet sich für eine Koloration. Die gibt dem Comic letztendlich die Farbe.
Wenn du noch einmal nachlesen möchtest, welche Comic-Arten es gibt, schau doch mal in diesen Artikel hinein: Was ist ein Comic und welche Arten gibt es?
Redaktionelle Arbeit – Der am häufigsten unterschätzte Teil
Sobald das Storyboard fertig ist, wird der Text lektoriert. Hier wird dann darauf geachtet, dass sich die Dialoge natürlich anhören und die Textmenge gut in die Sprechblasen passt.
Anschließend folgt meist eine optionale Korrektorratsschleife, bei der alle Rechtschreibfehler ausgemerzt werden. Diese kann je nach Produktionsablauf aber auch nach hinten verschoben werden.
Dann geht alles an den Letterer, also den Comic-Setzer. Dieser fügt Bild und Text zusammen und wählt dafür die jeweils passenden Schriften. Das ist insbesondere bei Soundwords eine spannende Angelegenheit, denn die Schrift sollte idealerweise zum entsprechenden Geräusch passen.
Soundwords können dem Comic sowohl im Satz hinzugefügt werden, oder sie werden grafisch in die Bildseiten eingearbeitet. Ersteres bietet einem jedoch mehr Freiheiten, da man sie später noch ändern kann.
Anschließend geht der Comic dann entweder erneut, oder zum ersten Mal an den Korrektor. Doch ein Comic-Korrektorat unterscheidet sich sehr von einem normalen Korrektorat, da längere Sätze oft auf Sprechblasen aufgeteilt werden müssen und Satzzeichen stellenweise entfallen.
Ist ein Satz beispielsweise sehr verschachtelt, formuliert man ihn für den Comic entweder um, oder ersetzt die Kommata durch „…“. Diese drei Punkte suggerieren, dass der Satz an einer anderen Stelle weitergeht.
Darüber hinaus achtet der Korrektor auch auf eine sinnvolle Worttrennung, oder vermeidet diese idealerweise ganz. Was bei belletristischen Werken aufgrund des Textlaufs nur selten möglich ist, ist beim Comic wichtig, um ein ideales Lesevergnügen zu schaffen und den Lesefluss nicht zu behindern.
Das Cover entsteht übrigens meistens zwischendrin. Einen idealen Zeitpunkt dafür gibt es nicht, aber tendenziell empfiehlt es sich, das Cover nach der Storyboard-Entwicklung zu planen, da dann das Aussehen der Charaktere steht und man weiß, auf wie viele Seiten sich der Comic letztendlich erstrecken wird. Auch die erzählte Handlung ist klar und das Cover kann dementsprechend geplant werden.